Es gibt äußere Stress-Faktoren denen wir ausgesetzt sind wie z.B. Zeitdruck und zuviel Arbeit.
Hinzu gesellen sich persönliche Stress-Verstärker, auf die ich bereits eingegangen bin.
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Auch habe ich den ersten Teil der Stress-Verschärfer "Kontrolle und Perfektion unten verlinkt.
In diesem Beitrag gehe ich auf eine andere Ebene und zwar die der stressverschärfenden Einstellungen ein.
Und zeige erste Wege auf, wie diese schädlichen Denk- und Verhaltensmuster aufgeben werden können.
Es handelt sich dabei um:
- Perfektionistische Kontroll-Ambitionen
- Arbeitssucht
- enttäuschte Erwartungen
Heute beschäftige ich mich mit dem zweiten Punkt, der Arbeitssucht.
Arbeitssucht, auch Workaholicsm genannt, ist gekennzeichnet durch eine Art innerer Zwang oder Drang nach
dem permanenten Beschäftigen mit Arbeit, sei es mit praktischer Beschäftigung oder dem Denken an die Arbeit.
Zugrunde liegt die psychologische Erklärung, dass Arbeitssüchtige ihren Selbstwert über Arbeit und Leistung gewinnen.
Dem ein oder anderen mag das noch bewusst sein, aber die meisten sehen oft keinen Zusammenhang.
Es handelt sich um eine Art Verleugnung oder Verdrängung, denn die Auseinandersetzung mit den Ursprüngen fällt nicht leicht.
Woran erkennt man die Arbeitssucht?
Die wesentlichen Merkmale fasse ich hier zusammen:
Verleugnung und Bagatellisieren der Süchtigkeit und ihrer Folgen
- eine tiefe Unehrlichkeit zu sich und zu anderen ist die Grundlage
- man arbeitet oft heimlich oder kokettiert das Problem
- man hat viele Ausreden parat, warum man noch arbeitet, wenn andere ruhen
Zwanghaftigkeit
- man ist unfähig zu entspannen
- man arbeitet in der Freizeit
- während der Freizeit hat man ein schlechtes Gewissen und denkt an die Arbeit
- die Arbeit fühlt sich wie eine Droge an
Entzugserscheinungen, Dossissteigerung und das Anlegen von Vorräten
- wenn man nicht arbeitet, wird man unruhig, nervös oder reizbar. Es fehlt etwas.
- trotz der vielen Arbeit, legt man schon neue, zusätzliche Projekte fest
- man arbeitet mehr und "überall"
- das Arbeits- oder Projektende wird hinausgezögert, da sonst die Basis wegfällt
- man genießt den Abschluss oder den Erfolg nicht, sondern geht gleich weiter zum nächsten Vorgang
(Auto-)Destruktivität
- Selbstzerstörung und die Zerstörung sozialer Beziehungen als Begleiterscheinung
- Zerrüttete Familien sind Vorbild
Mehrfach-Sucht
- es werden weitere Süchte (Sekundär-Süchte) entwickelt wie z.B. Alkohol- oder Medikamente zum Entspannen
- mehrere Süchte (Mehrfach-Süchte) nebeneinander
Es gibt mittlerweile gesicherte Erkenntnisse, welche Hintergründe die Entwicklung von Arbeitssucht hat.
Hierzu gehören im Wesentlichen drei Punkte:
- (Sehn-)Sucht nach Liebe
- Labiles Selbstbewusstsein und Versagensängste
- Flucht vor innerer Leere, vor persönlichen Problemen
1. (Sehn-)Sucht nach Liebe
- man wünscht sich Liebe ohne Bedingungen
- man wünscht sich Angenommensein, wie man ist
- man möchte den Eigenwert anerkannt haben und nicht den Leistungswert
- stattdessen erhält man für Leistungen Anerkennung (für den Gebrauchswert)
- auch wenn es nicht gelingt oder in den meisten Fällen nicht angenommen werden kann, versucht man die Sehnsucht durch Leistung zu stillen.
- es offenbart sich ein lebensbestimmender Drang nach Arbeit und Leistung.
2. Labiles Selbstbewusstsein und Versagensängste
- eine prekäre und brisante Mischung dieser Faktoren
- ein grundlegendes Vertrauen in sich selbst fehlt
- ausgehend aus frühen Erfahrungen, z.B. mangelhafte Schulleistungen führen zu wenig Anerkennung durch die Eltern und dadurch entwickelt sich ein chronisches Gefühl von Insuffizienz (nicht gut genug zu sein).
- das kann zu einer grundlegendem Verhalten von Arbeitshemmung führen, d.h. wichtige Aufgaben werden aus Furcht vor Versagen vermieden oder aufgeschoben. Daraus folgern Schuldgefühle. Manche versuchen das durch Mehrarbeit zu kompensieren.
3. Flucht vor innerer Leere, vor persönlichen Problemen
- es ist ein gesellschaftlich anerkanntes Mittel, viel zu arbeiten.
- dadurch umgeht man Konflikten in Partnerschaft und Familie recht einfach und kann die innere Leere überspielen.
- da wie es eine Droge über die Probleme hinweghilft, entsteht sehr leicht ein Teufelskreis, wo weitere Enttäuschungen, Zwistigkeiten und Vorwürfe diesen füttern, was zu weiterer Entfremdung führt.
Und wie gehe ich diese Themen nun an?
An dieser Stelle kann ich nur erste, globale Antworten geben.
Es gibt einen "inneren" Teil, den man mit sich selbst bzw. in der Beratung ausmachen kann.
Zusätzlich lässt sich an äußeren Faktoren arbeiten, um die Situation zu verbessern.
Beim "inneren" Teil geht es um die Stärkung der Selbstliebe, Selbstachtung und Selbstbewertung.
Hierzu muss man ein Stück in die Vergangenheit gehen und diverse Erfahrungen aus der Kindheit und Jugend aufarbeiten. Dazu gehören destruktiven Erlebnisse anzuschauen und deren negativen Ableitungen auf den Prüfstand zu stellen.
Aus der Transaktionsanalyse gibt es hierbei dienliche Muster-Erklärungen, die einem dem Weg zeigen aus der emotionalen Schieflage herauszufinden. Am bekanntesten ist hier der Leitsatz "Ich bin OK, du bist OK."
Eine weitere Möglichkeit ist die Arbeit mit den Inneren Antreibern. Durch das Erarbeiten von persönlichen "Erlaubern" (den Antagonisten des jeweiligen Antreibers) und die tägliche Umsetzung geht eine Entschärfung einher.
Des Weiteren muss ein unbewusstes Maß an verzerrtem Denken abgebaut werden. Hier sind überhöhte Ansprüche, Schwarz-Weiß-Denken und auch Katastrophisieren gemeint. Auch hier werden irrationale Schlussfolgerungen analysiert und sukzessive auf den Prüfstand gestellt.
Der äußere Part ist der Blick auf die persönliche Umwelt.
Hierzu zählen das berufliche Milieu, das soziale Netzwerk und alle Themen rund um die Gesundheit.
Hier geht der Fokus in Richtung individueller Bedürfnisse, Werte und Vision. Über diese Punkte lässt sich sehr schnell feststellen, ob der Job, die Aufgabe oder die Firma die richtige ist.
Um seine persönliche Resilienz aufzubauen braucht es auch positive Elemente im sozialen Umfeld.
Auch hier leiten Bedürfnisse, Werte und Lebensvision zu den richtigen Menschen, die einem gut tun.
An dieser Stelle kann es natürlich auch Verlusten kommen. Indem man sich von eher "schädlichen" Kontakten verabschiedet und sich die raussucht oder generell neu sucht, die einem in der persönlichen Entwicklung förderlich sind.
Zur Gesundheit gehört nicht nur die sportliche Betätigung, sondern auch das Erlauben von Dingen, die die mentale Verfassung stärken. Hierzu gehören Aktivitäten, die einem Freude und Entspannung bringen. Auch hier gilt es, sich auf die Suche nach "Altem" zu machen, also alles, was man früher gerne gemacht hatte bevor man es der Arbeit untergeordnet hatte, oder auch die Suche nach "Neuem", was einen schon immer interessiert hat, aber man sich nicht erlaubte, es anzugehen.
In einem weiteren Blog-Beitrag gehe ich auf den letzten Punkt ein.
Wenn Sie sich in der ein oder anderen Beschreibung wiedergefunden haben und sich mit mir austauschen möchten,
stehe ich Ihnen sehr gerne zur Verfügung.
Sie können über das Kontaktformular eine Nachricht abschicken oder auch gerne mich über den Direkt-Mail-Button
mit dem Hinweis, die Datenschutzvereinbarungen zu akzeptieren, direkt anschreiben.
Beste Grüße
Giuseppe Bellino
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