Die Etappen im Coaching-Prozess - Teil 3

 

Das Rubikon-Modell

 

Die ersten Sitzungen im Coaching befassen sich mit der Standort-Analyse und der Exploration des Themas.

Die ersten Schritte vom Weg-von zum Hin-zu (Meta-Ebene) sind gegangen und die Preis-Formel ("Wann verändern sich Menschen?") durchgearbeitet.

 

Die weiteren Schritte sind noch nicht ganz klar und auch noch kein konkretes Ziel erarbeitet worden.

Schon an dieser Stelle zeigen sich Hemmungen, weiter zu gehen. Obwohl der Coaching-Vertrag schon geschlossen ist, hadern die meisten Klienten noch mit sich. Es fehlt eine klare Entscheidung, ein klares und bewusstes Ja. 

Es ist absolut menschlich, so zu reagieren. Auf der einen Seite will man etwas verändern, um seine Situation zu verbessern, auf der einen Seite ist es noch nicht ganz klar, wohin und wie. 

 

Für den Coach kommt hier auch der Punkt, final festzustellen, wie ernst es dem Klienten ist. 

Bleibt es bei einem halbherzigen Ja? Ist der Kunde eher ein Klagender oder Besucher nach Steve deShazer aus der Schule der Lösungsfokussierten Kurzzeittherapie? Spielen andere Faktoren noch eine Rolle wie z.B. Vertrauensbasis oder Kompetenz-Zuschreibung?

 

Absolut hilfreich ist es an diesem Punkt, das Rubikon-Modell zu thematisieren.

Dieses Model dient dazu, eine bewusste und selbstverantwortliche Entscheidung zu treffen. Hierzu verwendet der Berater die Rubikon-Sage über Julius Cäsar. Mit einer Mischung von Story-Telling und Darstellungs-Arbeit wird die Bedutungsschwere der Entscheidung aufgenommen und Konsequenzen verdeutlich.

Es heißt zwar, "sag niemals nie" oder "man sieht sich im Leben immer zwei Mal", aber sehr oft sind bei einem größeren Change die alten Gefilde passé.

 

 

Die Rubikon-Sage - "alea iacta est"

 

Die Redewendung "den Rubikon überschreiten" beschreibt eine Handlung, nach der es kein Zurück mehr gibt. Dabei ist auch klar, dass man etwas Riskantes wagt.

Der Rubikon ist ein Fluss in Norditalien. Diesen Fluss haben schon sehr viele Menschen überquert und es führte zu keinen Konsequenzen. Doch in der Weltgeschichte gab es tatsächlich eine Situation, die schwerwiegende Folgen hatte.

 

Im Jahr 49 v. Christus wurde Julius Cäsar nach Rom beordert worden. Grund war eine Senatssitzung im Januar, die beschloss, dass Cäsar sein Heer entlassen und sein Imperium, d.h. seine Befehlsgewalt niederlegen müsse, eher er erneut für das Konsulat kandidieren dürfe. Cäsar war aber klar, dass er in Rom angeklagt werden sollte. Cäsar versammelte sein Heer und wanderte gen Rom. Die bewaffnete Überquerung des Flusses in Richtung Rom war damals verboten und glich damit einer Kriegserklärung an den Römischen Senat. Am Rubikon hielt er kurz inne. Cäsar war bewusst, dass es ab diesem Punkt kein Zurück mehr gab, was er in dem berühmten griechischen Zitat, lateinisch sinngemäß: "alea iacta est" zum Ausdruck brachte.

 

Daraufhin überschritt Cäsar am 10. Januar 49 v. Chr. mit seinen Truppen den Rubikon. Es kam zwischen Cäsar und dem Römischen Senat zu einem Bürgerkrieg, den Cäsar schließlich gewann.

 

 

Das Rubikon-Modell der Handlungsphasen:

 

Das Rubikon-Modell der Handlungsphasen ist ein motivations-psychologisches Modell von Heinz Heckhausen und Peter M. Gollwitzer. Die einzelnen Handlungsschritte sind in vier formellen Phasen eingeteilt, wobei die drei letzten die Handlung beschreiben.

 

1. Abwägephase (Prädezsionale Phase)

   Dient der Intentionsbildung oder Bestimmung des Ziels, einer Absicht oder Zwecksetzung.

 

2. Planungsphase (Präaktionale Phase)                                                                                             

   Hier geht es darum, wie Sie das, was Sie beabsichtigt haben, erreichen möchten. Sie bereiten sich auf

   das Handeln vor und arbeiten heraus, wie und unter welchen Umständen Sie handeln wollen.

 

3. Handlungsphase (Aktionale Phase)

   Das Handeln wird nun kontinuierlich auf das Ziel ausgerichtet, ohne sich ablenken zu lassen. Das Handeln

   muss bei auftretenden Schwierigkeiten, flexibel an die Umstände und den Handlungsverlauf angepasst

   werden.

 

4. Bewertungsphase (Postaktionale Phase)

   Mit der Erreichung oder Nichterreichung des Ziels tritt die Phase des Bewertens ein.

   War Ihre Handlung ein Erfolg oder nicht? Sind Nachbesserungen erforderlich oder muss das Ziel

   verändert werden? Worauf ist der Erfolg oder Misserfolg zurückzuführen?

 

Das Fluss-Diagramm zeigt sehr anschaulich alle vier Phasen und die drei übergeordneten Ebenen.

 

 

 

 

Wie bei allen schwierigen Entscheidungen muss irgendwann diese eben gefällt werden. 

Ein klares Ja hilft bei der Weiterentwicklung. Vielen ist das nicht bewusst und lassen sich einige Hintertürchen offen. 

Dies führt natürlich auch zu Zweifeln, die den Fortschritt unterminieren können. 

Auf das Thema Zweifel gehe ich im nächsten Beitrag ein.

 

Sollte ich mit diesem Beitrag Ihr Interesse geweckt haben, freue ich mich auf Ihre Kontaktaufnahme.

 

Beste Grüße

 

Giuseppe Bellino