Die Geschichte vom verlorenen Schlüssel (der Untertitel lautet "Mehr desselben")
ist eine Geschichte von Paul Watzlawick, dem berühmten österreichischen Philosophen, Psychotherapeuten und Kommunikationswissenschaftler aus der Palo-Alto-Schule in Kalifornien.
Laut Watzlawick ist "Mehr desselben" eines der erfolgreichsten und wirkungsvollsten Katastrophenrezepte, das sich über Jahrmillionen herausgebildet und zum Aussterben ganzer Gattungen geführt hat.
Diese Anekdote stammt aus seinem Buch "Anleitung zum Unglücklichsein", das ich nur jedem wärmstens empfehlen kann.
Es beschreibt in seinen humorvollen Kapiteln, wie man sich das Leben quasi zur Hölle machen kann.
Der verlorene Schlüssel
"Unter einer Straßenlaterne steht ein Betrunkener und sucht und sucht. Ein Polizist kommt daher, fragt ihn, was er verloren habe, und der Mann antwortet: "Meinen Schlüssel".
Nun suchen beide. Schließlich will der Polizist wissen, ob der Mann sicher ist, den Schlüssel gerade hier verloren zu haben, und jener antwortet: "Nein, nicht hier, sondern dort hinten - aber dort ist es viel zu finster."
Fazit:
"Mehr desselben" - stures Festhalten an Anpassungen und Lösungen, die irgendwann einmal gut funktioniert haben - kann direkt ins selbstgemachte Unglück führen...
Einer der Hauptgründe für ein Ausbrennen ist, dass man sich selbst sehr hohe und unrealistische Ziele setzt.
Der Betroffene selbst hat meist kein Bewusstsein darüber, dass das Ziel unrealistisch ist.
Er hat vielleicht in der Vergangenheit seine Ziele erreicht und nimmt das als Legitimation, so weiterzumachen.
Wird die allgemeine Situation schwieriger, z.B. durch Arbeitsverdichtung oder veränderte Rahmenbedingungen, wird trotzdem so agiert wie bisher. Und wenn es nicht vorangeht, ist die erste Lösung des Problems: sich noch mehr anstrengen!
An dieser Stelle sei erwähnt, dass man hier auch auf einen der fünf inneren Antreiber hereinfällt, den viele Betroffene als heiliges Gesetz genommen haben: Streng Dich (immer) an!
Die Grundlage ist die Überzeugung, alles ginge nur über Leistung und Fleiß.
Sei es das Erzielen von mehr Gehalt, Hierarchie-Positionen oder auch Anerkennung.
Die wichtigste Botschaft dabei lautet, dass dabei nicht das Resultat zählt, sondern die Leistung.
Ein Hinterfragen dieser Einstellung oder Methode ist nicht erlaubt. Man müsse sich einfach nur mehr anstrengen, wenn es nicht gleich so klappt.
Tatsache ist, dass die meisten sich nicht erlauben, eine andere Lösung in Betracht zu ziehen.
Außerdem ist diese natürlich ungewiss bzw. man müsse ja erst mal eine finden ("aber dort ist es viel zu finster").
Deshalb ist es erst mal naheliegend, erst mal so weiterzumachen.
In diesen Kontext spielen natürlich auch die vielen gutgemeinten Ratschläge von früheren Erziehungspersonen oder Mentoren, die immer wieder erzählt habe, dass sei nun mal so und man werde nichts an der "Realität" ändern können.
Die Ursprünge der fünf inneren Antreiber finden sich auch meist bei diesen Personen.
Dabei ist man vielleicht einfach nur mit den falschen Vorbildern, Narrativen oder Glaubenssätzen unterwegs gewesen. Vielleicht sollte man nicht wie Sisyphus weitermachen, sondern schauen, welcher Kontext oder welche "andere Realität" mit deren Anhängern besser passen würde.
Der erste Schritt an einer Änderung ist das Erlangen der Erkenntnis und damit das Schaffen von Bewusstsein auf einer höheren Ebene. Mit einem größeren Blick auf das Ganze, dem ganze Leben, ergeben sich dann doch mehr Ausstiegs-Szenarien und Alternativen. Das schafft dann auch Entspannung, da man sich nicht mehr hilflos in einer Sackgassen-Situation gefangen fühlt.
Wenn Sie diese Strategie des Mehr-desselben oder den "Streng-Dich-an-Antreiber" ausgemacht haben und sich damit auseinandersetzen wollen, stehe ich gerne zur Verfügung.
Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme.
Beste Grüße
Giuseppe Bellino