Haltung zur Veränderung

Wie beginnt man eine größere oder schwierige Veränderung?

 

Genau. Zuerst im Kopf mit der richtigen Einstellung!

 

Je älter man wird, desto vorsichtiger wird man. Einerseits durch gemachte Erfahrungen, wie z.B. das Scheitern bei Veränderungen.

Andererseits trägt man nun mehr Verantwortung und hat mehr zu verlieren. 

 

In diesem Zusammenhang fällt mir eine Geschichte ein.

Ein Klient wollte seinen Beruf und Arbeitsplatz an den Nagel hängen und hatte bereits gekündigt. Sehr spontan und auf den ersten Blick unüberlegt. Denn er hatte keine Alternative. Im Vorgespräch fielen einige Dinge auf. Sein Ressourcen-Zustand war gering, er war erschöpft von einer Tätigkeit, die ihn nur Kraft und Nerven raubte.

Beim Check der Rahmenbedingungen fiel auch auf, dass das finanzielle Polster nicht optimal war für eine zeitintensive Veränderung.

Er hatte deshalb bereits einen ähnlichen Job angefangen. 

Es war in der gleichen Branche geblieben, nur bei einer anderen Marke. Zur kurzfristigen Entlastung sinnvoll.

Es gab aber keine Selbst-Reflektion, welche Faktoren zu seinem Exit-Wunsch beigetragen haben. Und grundsätzlich ergab das Gespräch eine Art von Musterwiederholung. Er suchte sich quasi ein ähnliches System wieder neu aus.

 

In der Anfangsphase war nicht viel Energie vorhanden. Frustration und Resignation waren die überwiegend vorherrschenden Emotionen.

Mein Ziel am Anfang war es alte Energien zu reaktivieren. Der Klient sollte wieder seine Begeisterung und Überzeugung für frühere Erfolgsgeschichten wiedererleben und aufflammen lassen. So kamen wir zur sogenannten "Bus-Geschichte".

 

Als junger Mensch ist er einer handwerklichen Arbeit als Mechaniker nachgegangen und hatte sich ein finanzielles Polster aufgebaut, dass ihn ein gutes halbes Jahr über Wasser halten konnte. Der Job war gut bezahlt, aber es war auf Dauer nicht "seins". Da er noch zu Hause wohnte, trug er noch nicht die Verantwortung und hatte kaum Verpflichtungen. Als Single konnte er auch spontan agieren. So ergab es sich eines Tages, dass er auf einen Kunden traf, der einen kleinen Reisebus zur Reparatur brachte. Sie kamen ins Gespräch und der Bus sollte nach einer Inspektion verkauft werden. Der Klient träumte schon länger von einer Tour, die er alleine oder mit einem engen Freund starten wollte.

Er kaufte den Bus, setzte sich mit einem Freund zusammen, bauten den Bus ein wenig zum Camper um und sie gingen fast ohne Ziel auf Reisen. Sie fröhnten ihrer Abenteuerlust und erlebten grandiose Geschichten mit fremden Menschen in verschiedenen Ländern. Unterwegs arbeiteten sie als Lohnunternehmer und waren aber überwiegend frei in ihrer Lebensgestaltung. Eine zeitlang hatten sie soviel Geld verdient, was ihnen aber ziemlich Spaß machte, dass sie investierten und einen Verleih aufmachten und immer mehr Interessierte und Kunden kennenlernten. Aus dem Hobby wurde ein Geschäft. Und es machte richtig viel Spaß. Nach fast einem Jahr kamen sie beide aber zurück, da familiäre Verpflichtungen und eine Schicksalsschlag weitere Pläne verhinderten. Der Klient arbeitete wieder in seinem alten Beruf und Umgebung, ward aber nie wieder so glücklich. Innerhalb der Branche bildete er sich weiter und landete mit viel Ansehen im Verkauf. Bis zu dem Zeitpunkt, als er zu mir kam.

  

Mit der "Bus-Geschichte" reaktivierten wir alte Leidenschaften und die Art "auf Reisen" zu gehen. Damals ging es mit der richtigen Einstellung und Vision ja gut. Mit einem Wunsch und Ziel im Bauch, etwas Neues auszuprobieren und "beseelt" auf eine Veränderungs-Reisen zu gehen, war seine Haltung verändert. Weg von der Pessimisten-Seite zur Optimisten-Seite. Also nach dem Motto, "es kann ja nicht alles schief gehen", war mehr Mut da und mit der Vision ging er zielstrebig weiter. Er wechselte im ersten Step in einer naheliegende Branche, machte also sichere Schritte. Nach einigen Etappen hatte er raus, dass er einen Job suchte, wo er mehr zu "Gleichgesinnten" Kontakt hatte und landete im Bereich Gebraucht-Camper-Verkauf und Reparatur. Sein Vorsichts-Zensor blieb, aber das war auch gut so. Nur er hatte nicht mehr die Macht, ihn zu bremsen. Er schrieb eine neue "Bus-Geschichte".